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Energiesteckbrief

Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien im Rhein-Hunsrück-Kreis

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet die Stromverteilnetzbetreiber, eine Statistik über die angeschlossenen EEG-Anlagen zu veröffentlichen. Zur Jahresmitte des Folgejahres veröffentlicht die „Westnetz“ (bis Ende 2011 "Rhein-Ruhr Verteilnetz GmbH")  die EEG-Statistik des Vorjahres.

Seit dem Jahr 2009 wertet die Kreisverwaltung diese Daten für unseren Landkreis aus und stellt diese in den Vergleich zum Gesamtstromverbrauch im Landkreis. Der Gesamtstromverbrauch wird dabei von RWE Deutschland mitgeteilt und umfasst sämtliche Verbräuche (privat, gewerblich und kommunal). Leider kann dabei immer nur der Stromverbrauch von vor zwei Jahren mit der aktuellen EEG-Erzeugung verglichen werden, da neuere Verbrauchszahlen nicht zur Verfügung stehen.

Seit Mitte 2012 wird im Rhein-Hunsrück-Kreis mehr Strom regenerativ erzeugt als insgesamt verbraucht wird. Der Landkreis wurde somit zum bilanziellen "Stromexporteur". Doch die Entwicklung ging rasant weiter:

Die Erneuerbare Stromproduktion nähert sich der 300%-Marke

Die Fortschreibung des Energiesteckbriefes hat ergeben, dass im Jahr 2015 bereits bilanziell 274% des Gesamtstrombedarfs im Kreis dezentral und erneuerbar erzeugt wurden. Unter Berücksichtigung der in diesem Jahr noch zugebauten, genehmigten und im Bau befindlichen 16 Windkraftanlagen wird die Bilanz im Jahr 2017 voraussichtlich auf rund 300% ansteigen.

Damit werden die Ausbauprognosen aus dem Jahr 2011 exakt erreicht. Erfreulich ist, dass dieses Ziel im Wesentlichen mittels 268 Windrädern erzielt wird und somit mit 64 Rädern weniger, als noch vor fünf Jahren prognostiziert. Ursachen hierfür:
26 Windräder der ersten Generation (nach 1995 errichtet) sind bereits „repowert“, das bedeutet durch weniger, aber wesentlich leistungsstärkere Anlagen ersetzt. Dank „Repowering“ steigt der Stromertrag je Rad um das Sechsfache. Während in den vergangenen Jahren überwiegend Räder der 2 MW-Klasse errichtet wurden, werden in den vergangenen Jahren fast ausschließlich Räder der 3 MW-Klasse, sogenannte Schwachwindturbinen, gebaut. Hierdurch steigen die Vollaststunden von 1.700 auf 2.500 Stunden und mehr, wie die Ist-Werte aus dem Jahr 2015 belegen. Außerdem wurden mittlerweile Anträge für 146 Räder abgelehnt bzw. wegen geringer Aussicht auf Genehmigungsfähigkeit zurückgezogen. 

„Ich freue mich, dass wir unsere ambitionierten Klimaschutzziele mit deutlich weniger Windkraftanlagen erreichen, als noch vor einigen Jahren von vielen befürchtet und auch keine weiteren Flächen für Windkraft im Kreis ausgewiesen werden. In der Bevölkerung war oft von 400 Windrädern im Kreisgebiet die Rede. Ich bin erleichtert, dass nun zeitnah mit deutlich unter 300 Rädern der Höhepunkt des Ausbaus erreicht sein wird“, führt Landrat Dr. Marlon Bröhr hierzu aus.

Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle freut sich insbesondere über den hohen Ausbaugrad der Photovoltaik. 4.182 Anlagen produzierten im vergangenen Jahr bereits 16,7% des Strombedarfs – somit fast dreimal so viel wie im Bundesdurchschnitt. Der Gesamtstrombezug ist seit dem Jahr 2010, trotz florierender Wirtschaft, um 20 Millionen kWh gesunken, was mit einer finanziellen Entlastung der Bürger und Betriebe in Höhe von 6 Millionen Euro verbunden ist. „Unsere Kampagnen zur Energieeinsparung und Eigenstromerzeugung tragen erste Früchte“, freut sich Uhle, der im kommenden Jahr dieses Thema weiter forcieren möchte.

Auf der Zielgeraden zum ersten echten „Null-Emissions-Kreis“ im deutschen Binnenland

Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) Birkenfeld erstellte auf Grundlage der aktuellen Ausbauzahlen die Fortschreibung der Klimabilanz. Im Jahr 2015 wurde über alle Sektoren Strom, Wärme, Mobilität und Abfall bilanziell bereits 87% weniger CO2 emittiert als im Basisjahr 1990. Der aktuelle Ausbau der Windkraft führt dazu, dass der Wert auf 93% anwächst. Nach Auskunft des IfaS und weiterer Experten dürften diese Ist-Werte für einen deutschen Binnenlandkreis einmalig sein und möglicher Weise nur durch Landkreise an der Nord- oder Ostseeküste übertroffen werden. Die Berechnungswerte des IfaS sind dabei noch konservativ ermittelt. Unter Berücksichtigung des tatsächlichen CO2-Gehaltes des deutschen Strommixes im Jahr 2015 würde das Ziel bilanzielle Null-Emission bereits im kommenden Jahr erreicht.

„In jedem Fall wird unser ehrgeiziges Ziel aus dem Klimaschutzkonzept, spätestens im Jahr 2020 bilanzieller Null-Emissions-Landkreis zu sein, bereits früher erreicht“ freut sich Landrat Dr. Bröhr.

Klimaschutzmanager Uhle betont, dass es trotz dieses Erfolges gilt, die Anstrengungen in den Sektoren Wärme und Mobilität zu verstärken, da dort mit durchschnittlich 4.000 Euro der stärkste Kaufkraftabfluss für Energie bei den Haushalten erfolgt.

„Da der Strom bundesweit bis 2050 weitestgehend erneuerbar erzeugt werden soll, würden wir anderenfalls, ohne Erfolge in diesen Sektoren, unseren Status als Null-Emissions-Kreis verlieren“, so Uhle.

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