Streik ist ein Alarmsignal: Anzahl der Apotheken im Landkreis ist drastisch gesunken
Die medizinische Versorgung im Rhein-Hunsrück-Kreis muss weiter gestärkt werden. Vor dem Hintergrund des bundesweiten Apothekenstreiks am 14. Juni hat Landrat Volker Boch in der Sitzung des Kreisausschusses am vergangenen Montag die Vertreter der politischen Fraktionen über die aktuelle Situation der Apotheken in der Region informiert. Er hat dazu aufgerufen, sich für den Erhalt der Versorgungsstruktur in der Region stark zu machen.
„Die Apotheken im Rhein-Hunsrück-Kreis arbeiten ebenso wie unsere niedergelassenen Medizinerinnen und Mediziner unmittelbar und zuverlässig für unsere Bürgerinnen und Bürger, die auch in Zukunft qualifiziert und wohnortnah durch Fachkräfte beraten und versorgt werden müssen“, erklärt der Landrat. „Eine stabile medizinische Infrastruktur durch Haus- und Fachärzte ist für unsere Region von existenzieller Bedeutung, und genauso müssen wir die Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger durch die Apotheken vor Ort sichern. Dies haben insbesondere die Lieferengpässe der vergangenen Monate sowie die Corona-Pandemie sehr deutlich gemacht. Das hohe Engagement der Apothekerinnen und Apotheker vor Ort ist weiterhin wichtig, um die Bevölkerung mit den notwendigen Arzneimitteln zu versorgen“, führt Boch aus.
Der Landrat erläuterte im Kreisausschuss, dass die Anzahl der Apotheken in der Region in den vergangenen Jahren drastisch gesunken ist. So hat eine Nachfrage bei der Landes-Apothekerkammer Rheinland-Pfalz die statistischen Zahlen der Apotheken im Bund, auf Landesebene und im Rhein-Hunsrück-Kreis dargelegt. Im Jahr 2013 gab es laut Apothekerkammer bundesweit 20.662 Apotheken, in Rheinland-Pfalz waren es im Jahr 2013 insgesamt 1.065 und im Rhein-Hunsrück-Kreis 25 Apotheken. „Diese Zahlen sind dramatisch zurückgegangen“, sagte Boch. Im Jahr 2023 gibt es laut Angaben der Apothekenkammer auf Bundesebene noch 17.939 Apotheken, im Land Rheinland-Pfalz 871 und im Rhein-Hunsrück-Kreis noch 20 Apotheken. Dies entspricht einer sehr deutlichen prozentualen Abnahme der Apothekendichte und damit verbunden auch der unmittelbaren Versorgung vor Ort, erklärte der Landrat.
Während die Anzahl der Apotheken bundesweit innerhalb der vergangenen zehn Jahre um rund 13 Prozent gesunken ist, lag der Wert für Rheinland-Pfalz bei rund 18 Prozent und für den Rhein-Hunsrück-Kreis sogar bei 20 Prozent. „Dies sind alarmierende Werte“, sagte Boch, „denn mit jeder Apotheke in unserem Kreis ist unmittelbar die Versorgung unserer Bevölkerung verbunden. Dass jede fünfte Apotheke in den vergangenen zehn Jahren in unserem Landkreis geschlossen werden musste, ist ein klares Signal.“
So wird der Notdienst, der an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden für die Bürgerinnen und Bürger da ist, heute nur noch von 20 statt 25 Apotheken im Kreis geleistet, was für die Apothekerinnen und Apotheker eine hohe Belastung darstellt. „Diese Belastung wirkt sich massiv gerade auch auf diejenigen aus, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Pharmaziestudium aufzunehmen und in einer Apotheke vor Ort zu arbeiten“, erklärt Boch. Der Landrat verdeutlichte im Kreisausschuss deshalb die Bedeutung, sich gerade im ländlichen Raum für den Erhalt der Infrastruktur im Gesundheitssektor stark zu machen. „Es ist wichtig, Interesse bei jungen Menschen für die Berufe im Gesundheitssektor zu entwickeln, um unsere künftigen Generationen vor Ort gut versorgen zu können“, sagt er, „denn der Bedarf einer wohnortnahen Versorgung wird in den kommenden Jahren weiter steigen.“
Die extrem hohe Beteiligung am Apothekenstreik auf Bundes-, Landes- und Kreisebene zeigt aus Sicht des Landrates die Notwendigkeit, dass auf der Bundesebene politische Weichen gestellt werden müssen, damit die Apothekenvielfalt und die Versorgung, wie sie heute besteht, auch weiterhin Bestand haben wird. „Dafür ist die Bundespolitik gefordert“, sagt der Landrat. „Bürokratische Auflagen, eine hohe Zahl an Retaxationen der Krankenkassen und gedeckelte Honorare machen die Zukunftsfähigkeit dieses Berufsstandes schwer. Wir diskutieren keine Fragen von Marktwirtschaft, sondern von einer nachhaltigen Strukturpolitik im Gesundheitswesen, die den Bürger unmittelbar vor Augen haben muss.“ Boch will sich mit einem Schreiben an die regionalen Bundestagsabgeordneten und an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wenden, um sich für die Stärkung dieses wesentlichen Bereiches der Daseinsvorsorge einzusetzen.