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Klimaschutzkonzept

Klimaschutz soll die regionale Wertschöpfung beflügeln

Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 12.12.2011 das integrierte Klimaschutzkonzept abschließend einstimmig beschlossen. Im Jahr 2010 beauftragte der Kreisausschuss das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus Birkenfeld mit der Erstellung. Das vom Bund mit 60% Zuschuss geförderte Konzept wurde nach 11-monatiger Projektlaufzeit fertig gestellt und umfasst folgende Inhalte:

Erstellung einer Energie- und Schadstoff-Startbilanz 

Die Gesamtenergieverbräuche und die hiermit verbundenen Treibhausemissionen in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Abfall der zur Zeit der Konzepterstellung noch rund 103.000 Bürger im Landkreis wurden anhand der zusammengetragenen Daten bilanziert. 

Fazit:
Der aktuelle Gesamtenergieverbrauch (in den Bereichen Strom, Wärme, Mobilität, Abfall) entspricht umgerechnet einer jährlichen Heizölmenge von 250 Millionen Litern.

Gesamtenergieverbrauch von ca. 2,5 Mio. MWh/a
Wärme: ca. 1,2 Mio. MWh/a (49,5%)
Verkehr: ca. 799.533 MWh/a (32%)
Strom: ca. 463.040 MWh/a (18,5%) Anteil Erneuerbarer
Energien am stationären Verbrauch ca. 22% !

Seit 1990 wurde der CO2-Ausstoß bereits um 35% gesenkt. Ursache hierfür ist im Wesentlichen der starke Zuwachs der erneuerbaren Stromerzeugung im Kreisgebiet, aber auch im Wärmebereich konnte der Ausstoß bereits um 20% gesenkt werden. Aktuell werden ca. 573 Tausend Tonnen CO2 emittiert. Seit 1990 wurde der CO2-Ausstoß somit bereits um 309 Tausend Tonnen reduziert.

Ermittlung der Einspar- und erneuerbare Energiepotentiale bis zum Jahr 2050

Die lokalen Potentiale aus Biomasse, Sonneneinstrahlung, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft wurden detailliert untersucht und bewertet.

Fazit:
Die derzeitige Nutzung der Erneuerbaren Energien ist bereits heute europaweit vorbildlich. So wird im Landkreis seit der Jahresmitte 2012 mehr Strom erzeugt, als verbraucht. Unter Berücksichtigung von konservativen Ausbauszenarien wird im Jahr 2020 ca. 507% und im Jahr 2050 ca. 828% des Stromverbrauchs erzeugt. Der Kreis entwickelt sich zum Stromlieferanten für die umliegenden Ballungsräume Neuwieder Becken, Mainz und Trier.

Im Jahr 2011 gab es bereits 2404 Photovoltaikanlagen. Diese erzeugten 9% des Stromverbrauchs. Obwohl dies bereits doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt ist, existiert langfristig noch ein riesiges Zuwachspotential. Bis zum Jahr 2050 könnte annähernd der Gesamtstromverbrauch auf den geeigneten Dachflächen gedeckt werden. Die Gesamtpotentiale könnten bis zum Jahr 2050 zu 95% ausgeschöpft werden.

Vor allem in den Bereichen Wärme und Verkehr könnten bis 2050 die Energieverbräuche um bis zu 50% gesenkt werden. Hierdurch könnten fossile Energieträger mit einem Brennwert in Höhe von jährlich 210 Millionen Liter Heizöl verdrängt werden.

Der CO2-Ausstoß könnte um 95% auf rechnerisches Guthaben von 32.209 Tausend Tonnen umgewandelt werden.

Auf Grund des gewaltigen Grünstromüberschusses wird das Ziel bilanzieller „Null-Emissions-Landkreis“ in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Abfall bereits ab 2020 erreicht werden, was bundesweit nur selten der Fall sein dürfte.

Um seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, hat der Landkreis mit seinen Schulgebäuden sich bereits 1999 auf den Weg gemacht. Hierbei wird der Heizenergiebedarf durch Sanierungen bis zu 90% gesenkt und die Energieversorgung Zug um Zug auf erneuerbare Energien umgerüstet.

Akteursmanagement

Insgesamt wurden 9 Akteursworkshops zu den unterschiedlichen Handlungsfeldern Landwirtschaft, Industrie/Gewerbe/Handel/Dienstleistungen, Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Bürger, soziale Einrichtungen und Bürgermeister veranstaltet. Hieran haben sich über 300 Mitbürger beteiligt. Ein Akteurskataster mit 250 Kontaktdaten steht für die zukünftige Netzwerkarbeit bereit.

Maßnahmenkatalog

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, wurden insgesamt 92 Einzelmaßnahmen aufgelistet. Diese Maßnahmenvorschläge wurden von den Workshopteilnehmern und dem IfaS erarbeitet und nach Themenbereichen katalogisiert.

Klimaschutzmanager

Der Maßnahmenkatalog bildet das Arbeitspaket des Klimaschutzmanagers. Diese vom Bund zu ca. 65% bezuschusste Stelle wurde zum 01.09.2012 bei der Kreisverwaltung befristet auf drei Jahre geschaffen.

Die Bewilligung durch den Bund erfolgte am 25.06.2012. Der Landkreis sieht seine Aufgabe hierbei in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung, Aktivierung und Mobilisierung von Bürgern, Unternehmen und Multiplikatoren.

Wie bereits in der Vergangenheit soll hierbei die Umsetzung und Bewerbung von konkreten Projekten oberstes Ziel sein. Die konstruktive, unkomplizierte und ergebnisorientierte Arbeitsweise zahlreicher Akteure im Landkreis, welche die Basis der bisherigen Erfolge bildet, soll dabei systematisch fortgesetzt werden.

Wirtschaftliches Potential

Derzeit fließen aus dem Landkreis jährlich 293 Millionen € für Energieimporte ab. Bis zum Jahr 2050 könnten die Importkosten auf rund 35 Millionen € gesenkt werden. Folglich sollen bis zu 258 Millionen € jährliche Energieimportkosten regional gebunden werden.

Ziel ist es, durch Energieeffizienz und Erneuerbare Energien die Energieimportkosten in regionale Arbeitsplätze und Wertschöpfung umzuwandeln.

Das IfaS beziffert die mögliche kumulierte Wertschöpfung bis 2050 auf 14,6 Milliarden €.

Das Klimaschutzkonzept dient somit nicht nur der Umwelt, sondern, quasi als positiver Nebeneffekt, in erster Linie der Wirtschaftsförderung.

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