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Biomasse

Biomassepotentiale im Rhein-Hunsrück-Kreis

Biomasse steht aus folgenden Wirtschaftsbereichen zur Verfügung:

  • Forstwirtschaft (Scheitholz, Pellets und Holzhackschnitzel)
  • Landwirtschaft (Energiepflanzenanbau, Reststoffe aus Ackerflächen,
  • Biomasse aus Dauergrünland, Reststoffe aus der Viehhaltung)
  • Landschaftspflegematerial (Baum- und Strauchschnitt)
  • Organische Siedlungsabfälle (Biomüll, Altholz, Gartenabfälle)
  • Abwasserbeseitigung  (Klärschlamm)

Die Gesamtfläche des Rhein-Hunsrück-Kreises (963 km²) besteht zu 45,3% aus Wald und zu 41,7% aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. Daher hat die Biomasse naturgemäß einen hohen lokalen Stellenwert. Die im Rhein-Hunsrück-Kreis vorhandenen enormen Biomassepotentiale wurden im Klimaschutzkonzept ermittelt und sollen bis zum Jahr 2050 erschlossen werden.

Forstwirtschaft

Aus den durchschnittlichen Vermarktungsmengen der letzten Jahre im Landkreis lässt sich insgesamt ein technisches Potenzial von etwa 227.000 Erntefestmetern (Efm) jährlich ableiten. Diese Menge liegt bereits bei rund 85% des Gesamtzuwachses.

Die Forstwirtschaft wirtschaftet traditionell nach dem Gesetz der Nachhaltigkeit: es wird nicht mehr Holz geschlagen als nachwächst. Die angegebene Vermarktungsmenge bezieht sich hierbei auf Wirtschaftsjahre ohne gravierende Vorfälle wie z.B. Sturmereignisse oder Insektenkalamitäten (z.B. Borkenkäferbefall), welche zu einer erheblichen Erhöhung der Holzeinschlagmenge führen können.

Traditionell wird das Brennholz als Scheitholz an die örtlichen Privathaushalte verkauft. Über die neuen Nutzungsarten informieren wir nachfolgend.

Holzpellets

Als Holzpellets werden stäbchenförmige Pellets mit Durchmessern weniger 25 Millimeter bezeichnet, die vollständig oder überwiegend aus Holz oder Sägenebenprodukten hergestellt werden. Holzpellets werden vor allem als Brennstoff genutzt, vergleichbare Brennstoffpellets sind Strohpellets oder andere Halmpellets, Torfpellets, Pellets aus Olivenkernen und Olivenpresstrester, Kokosnussschalen oder andere biogene Reststoffe.
Die Pelletierung bietet gegenüber anderen biogenen Festbrennstoffen verschiedene Vorteile, wie z. B. die automatisierte Nutzung als Brennstoff in speziellen Pelletheizungen. Holzpresslinge ab 25 Millimeter Durchmesser werden als Holzbriketts bezeichnet, für die teilweise andere Anforderungen gelten.
(Quelle: Wikipedia)

Die Pellets können in Einzelraumöfen oder alternativ in Zentralheizungen genutzt werden. Bei einer entsprechenden Heizungssanierung wird meistens der vorhandene Heizöllagerraum zu einem Pelletlager umgebaut. Die Heizungstechnik ist seit ca. 10 Jahren marktreif und bereits in zahlreichen Haushalten im Landkreis im Einsatz.

Den höheren Investitionskosten gegenüber einer ÖL- oder Gasbrennwertheizung stehen dauerhaft niedrigere Bezugskosten für die Pellets gegenüber. Die Pellets können mittlerweile bei zahlreichen lokalen Händlern, ähnlich wie Heizöl, erworben werden.

Der Kindergarten in Laubach wird beispielsweise mit Pellets beheizt. In der Ortsgemeinde Külz sowie in der Stadt Rheinböllen werden bereits Nahwärmenetze mit Pellets betrieben.

Holzhackschnitzel

Holzhackschnitzel (HHS) werden aus Waldholz gehäckselt. Die Nutzung bietet sich für größere Gebäude mit Wärmeabnahme ab ca. 150 kW Leistung an. So werden größere Gewerbebetriebe und Schulen mit HHS geheizt. Auch hier stehen den höheren Investitionskosten langfristig niedrige Verbrauchskosten gegenüber.

Für die HHS-Herstellung wird meist minderwertiges Material wie Kronenholz oder fehlerhaftes / krankes, sogenanntes FK-Holz, verwendet. Seit dem Jahr 2006 entstanden bereits mehrere HHS-Nahwärmenetze, z.B. in Fronhofen, Kastellaun und Mannebach.

Hackschnitzel aus Kurzumtrieb

Eine Alternative zum Waldrestholz ist die HHS-Gewinnung aus Kurzumtriebsplantagen (KUP). Hierbei werden auf minderwertigen Ackerflächen oder Wiesengelände schnellwachsende Hölzer gepflanzt und nach maximal 20 Jahren geerntet, sprich „auf den Stock gesetzt“.

Seit dem Jahr 2006 gibt es mehrere Kurzumtriebsplantagen in Rhein-Hunsrück-Kreis, z.B. in Fronhofen, Külz, Krastel und auf dem Schmiedel. Hierbei hat sich die Pappel als geeignete Baumart für die heimischen Böden herausgestellt. Bei trockeneren Standorten ist die Robinie eine Alternative.

Im Langzeitmittel ist mit einem Ertrag von 50 Schüttraummetern HHS je Hektar Pflanzfläche im Jahr zu rechnen. Bei einer Restfeuchte von 20% entspricht dies dem Heizwert von ca. 3.100 Litern Heizöl.

Eine Dokumetation über den HHS-Nahwärmeverbund in Fronhofen und die Kurzumtriebsplantagen wurde uns dankenswerter Weise von Herrn Günter Steffens zur Verfügung gestellt.

Nahwärmeverbund und KUP in Fronhofen 

Landwirtschaftliche Biogasanlagen

Biogasanlagen vergären Substrat aus tierischen Exkrementen (Gülle) und pflanzlichen Stoffen wie Mais, Gras oder speziell angebauten Getreidesorten.

Im Januar 2013 werden bereits acht Biogasanlagen im Rhein-Hunsrück-Kreis betrieben. Die größte davon steht in Boppard-Buchholz und gehört dem Energieverbund Mittelrhein (EVM). Ihre Kapazität liegt bei 2,5 Megawatt. Sie erzeugt ausschließlich Gas für das Netz der EVM und ist seit November 2012 in Betrieb. Ein Megawatt Strom speist die älteste aller heimischen Biogasanlagen auf dem Gelände des Flughafens Hahn ins öffentliche Netz. 250 Kilowatt Strom und 600 Kilowatt Wärme produzieren die Biogasanlagen in Kappel, Niederweiler und Niedersohren. In Rohrbach und Sohren werden jeweils 250 Kilowatt Strom und 250 Kilowatt Wärme erzeugt.

Gemäß der Potentialanalyse aus dem Klimaschutzkonzept könnten bis zu 20 Biogasanlagen im Landkreis betrieben werden.

Reststoffe aus dem Ackerbau

Im Ackerbau fallen Reststoffe wie Stroh oder minderwertiges Sortier- und Ausputzgetreide an. So stehen im Rhein-Hunsrück-Kreis ca. 3.000 Tonnen Ausputzgetreide zur energetischen Nutzung zur Verfügung.

Derzeit gibt es im Landkreis Tests mit Agrarpellets und Agrarbriketts, um diese Potential zukünftig zu nutzen.  

Landwirtschaftliche Beratung über nachwachsende Rohstoffe von Acker- und Grünland sowie Reststoffe aus der Tierhaltung erhalten Sie bei der Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis. Bitte wenden Sie sich an:

Herr Marius Stiehl

Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis
Fachbereich Landwirtschaft und Weinbau
Fachbereichsleiter

Ludwigstraße 4
55469 Simmern/Hunsrück

Baum- und Strauchschnitt

Im Rhein-Hunsrück-Kreis wurde seit dem Jahr 2006 ein Konzept zur energetischen und stofflichen Nutzung von Baum- und Strauchschnitt entwickelt, dass in der Fachwelt bundesweit als vorbildlich anerkannt ist. Die Rhein-Hunsrück Entsorgung (RHE) beheizt mittlerweile 37 öffentliche und private Gebäude in Simmern, Kirchberg und Emmelshausen mit dem hochwertig aufbereiteten Baum- und Strauchschnitt der lokalen Sammelplätze. Zusätzlich fallen bei der Brennstoffaufbereitung hochwertige Bodenhilfsstoffe an, die für die Landwirtschaft und den Weinbau aufbereitet werden. Das Potential auf den mittlerweile über 130 Sammelplätzen in Höhe von rund 130.000 Kubikmetern (cbm) ist dabei bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so dass der Anschluss weiterer Gebäude an die drei Nahwärmeverbünde laufend geprüft wird.

Seit dem Jahr 2010 wurde in den drei Heizwerken jährlich rund 4.000 Tonnen Heizmaterial verwertet. Pro Jahr werden derzeit ca. 9 Millionen kWh Wärme bereitgestellt. In den ersten 12 Jahren wurden insgesamt umgerechnet bereits 8,3 Millionen Liter und rund 21.500 Tonnen CO2 eingespart. Die regionale Wertschöpfung hieraus beträgt ca. 5,5 Millionen Euro.

Ausführliche Informationen zum Baum- und Strauchschnittkonzept finden Sie unter:

https://www.rh-entsorgung.de/de/Unternehmen/Energieprojekt/

https://www.kreis-sim.de/Klimaschutz/Ziele-Motto-und-Konzept/Vorzeigeprojekte/Kommunal/


Bioabfälle

Mit Unterstützung der mehr als 100.000 Bürgerinnen und Bürger sammelt der Rhein-Hunsrück-Kreis schon seit fast 30 Jahren Bioabfall getrennt. Als einer der ersten Landkreise Deutschlands hat die heutige Rhein-Hunsrück Entsorgung (RHE) bereits 1993 die Biotonne eingeführt und damit begonnen, organische Abfälle einer stofflichen und energetischen Verwertung zuzuführen. Seitdem wurden die Konzepte für Grüngut (siehe Punkt Baum- und Strauchschnitt) und Bioabfall immer weiter ausgebaut und nehmen nun mit rund 33.000 Tonnen im Jahr gesammelter und verwerteter Biomasse deutschlandweit eine Spitzenposition ein. Hiervon entfallen ca. 13.000 Tonnen auf Bioabfälle aus der Biotonne.

Bereits seit dem Jahr 1997 wurden die Bioabfälle durch einen externen Dienstleister in einer Verwertungsanlage in Wüschheim energetisch verwertet und hierbei ca. 1,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr erzeugt und ins öffentliche Verteilnetz eingespeist. Seit dem Jahr 2021 verwertet die RHE alle organischen Abfälle selbst.

Im Mai 2021 hat die RHE ihre eigene Bioabfallvergärungsanlage in Betrieb genommen und sich nach Auffassung namhafter Experten mit dieser Technologie europaweit an die Spitze gesetzt: Die spezielle Kombination aus Anlagen- und Vergärungstechnik ist einmalig und schafft ganz neue Möglichkeiten – eine solche Anlage gibt es nur in Kirchberg!

In der neuen Anlage entsteht aus Bioabfall jährlich ca. 10.000 Tonnen hochwertiger, gütegesicherter Biodünger, der durch die heimische Agrar- und Landwirtschaft ausgebracht wird, sowie Biogas. Aus dem Biogas werden in einem Blockheizkraftwerk rund 4,5 Millionen kWh im Jahr nachhaltiger, regionaler Strom erzeugt, wovon ca. 3,5 Millionen kWh ins öffentliche Verteilnetz eingespeist werden. Die Stromerzeugung erfolgt netzdienlich, sprich immer genau dann, wenn im Netz zu wenig Sonnen- oder Windstrom vorhanden ist.

Aus der Biotonne ist somit eine echte Bio-„Energie“-Tonne geworden!

Die jährliche CO2-Ersparnis durch den Betrieb der neuen Bioabfallanlage beträgt ca. 770 Tonnen im Jahr.

Ausführliche Informationen finden Sie unter: 

https://www.rh-entsorgung.de/de/Unternehmen/Bioabfallvergaerungsanlage/

Auskünfte zum Konzept der energetischen Nutzung von Baum- und Strauchschnitt und Bioabfällen erhalten Sie bei der Rhein-Hunsrück-Entsorgung. Bitte wenden Sie sich an:

Rhein-Hunsrück Entsorgung

Weitersheck
55481 Kirchberg

Abwasserbeseitigung

Der Abwasserzweckverband Simmern ist zuständig für die Abwasserbeseitigung von 52 Ortsgemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis und arbeitet zurzeit an einem neuen, innovativen Konzept. Hierbei sollen die Abwässer der Sammelkläranlage in Simmern zukünftig energetisch optimal genutzt werden.

Bei der Abwasserreinigung soll Klärgas (Methan) gewonnen werden. Dieses soll mittels Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt und lokal genutzt werden.

Auskünfte zum Konzept der energetischen Abwassernutzung erhalten Sie bei den Verbandsgemeindewerken Simmern. Bitte wenden Sie sich an:

Herr Leif Lorscheider

Verbandsgemeindewerke Simmern-Rheinböllen
Werkleiter

Brühlstraße 2
55469 Simmern/Hunsrück

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